Beziehungen zu Patronagestaaten oder nationalen "Verwandten" außerhalb der Ukraine
Nichtukrainer lebten nicht isoliert in der Ukraine, sondern suchten nach stärkeren Partnern unter ihren nationalen “Verwandten” außerhalb der Ukraine. Russen und Juden suchten die Zusammenarbeit mit besser organisierten Institutionen und Parteien in anderen Regionen des ehemaligen russischen Reichs; Juden wandten sich darüber hinaus auch an die internationale Gemeinschaft. Polen, Deutsche und Griechen in der Ukraine verfügten über gleichnationale Patronagestaaten, die phasenweise auch bereit waren, militärisch in der Ukraine zu intervenieren. Dieses Arbeitspaket untersucht daher die Bitten um und Hoffnungen auf Unterstützung an die nationalen Verwandten, deren Debatten über mögliche Formen der Intervention und die tatsächlich erhaltene oder verwehrte Unterstützung. Dabei zeigt sich, dass Nichtukrainer in der Ukraine und ihre “Verwandten” außerhalb der Ukraine getrennte Akteure mit unterschiedlichen Interessen, Zielen und Prioritäten waren. Wir untersuchen, wie diese transnationalen Beziehungen die nationale Emanzipation politisch beförderten, aber auch die individuellen Überlebenschancen in diesen chaotischen Zeiten beeinflussten. Schließlich befassen wir uns mit den Reaktionen der verschiedenen ukrainischen Regierungen auf die vielfältigen Formen dieser nationalen Fürsprache von außen.
Die wichtigsten Forschungsfragen dieses Arbeitspakets lauten: An welche nationalen “Verwandten” außerhalb der Ukraine wandten sich nichtukrainische Protagonisten und umgekehrt? Was erwarteten sie von ihren Verwandten? Welche Unterstützung wurde schließlich in welchen Fällen angeboten und wie reagierte die ukrainische Regierung auf diese Unterstützung?